Aussichtsturm der Nikolauskirche

Ein Vermerk über den Bau des Kirchturms wurde in einem alten Stadtbuch aus den Jahren 1609-1640 gefunden. Demnach war der ursprüngliche Kirchturm aus Holz errichtet worden. Im Jahre 1613 aber wurde dieser auseinandergenommen und entfernt. An derselben Stelle wurde dann ein neuer, massiver Steinturm gebaut. Die Bauarbeiten leitete ein Maurermeister aus Troppau – Hans Peter. An der Übergabe des Turmes nahmen auch der damalige Besitzer des Herrschaftsguts, Karel Pražma aus Bílkov, gemeinsam mit Christoph Sedlnitzky, dem Besitzer des Herrschaftsguts in Mährisch-Ostrau, teil. Es überrascht, zu hören, dass die für den Turm benötigten Steine aus Valašské Meziříčí (Walachisch Meseritsch) hierhin geschafft wurden, also aus einer Entfernung von mehr als 40 km – mit Pferdefuhrwerken!
Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges wurde der Turm dank seiner Bedeutung als Wacht- und Verteidigungsanlage zu einem wichtigen Teil der Stadtbefestigung. Wohl auch deshalb waren die Wände des unteren Teils 2,40 m stark. Eine Turmuhr sah man hier erstmals im Jahre 1533, für deren ordnungsgemäßen Betrieb hatte der Glöckner zu sorgen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg erhielt der Turm eine barocke Überdachung, das Schindeldach wurde dann im 18. Jahrhundert durch ein Blechdach ersetzt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde der Turm einer Reihe von Reparaturen unterzogen, mehrmals schlug auch ein Blitz ein, wobei einmal sogar der Tod eines Glöckners zu beklagen war. 1925 wurde die Kuppel mit Kupferblech überzogen. Gleichzeitig wurde ein Blitzableiter installiert.
In der Vergangenheit läuteten die Kirchenglocken zu freudigen Anlässen, sie riefen die Gläubigen zum Gebet, aber sie erklangen auch dann, wenn irgendeine Gefahr drohte. Doch hatten die Glocken auch ihre schmerzvollen Schicksale.

Wenn ein Krieg ausbrach, wurden die Glocken aus dem Turm geholt und zu Kanonen umgeschmolzen, die Schrecken und Tod verbreiteten. Dies war auch im Falle des Zweiten Weltkrieges so, als die Glocken wieder mal aus dem Kirchturm in Bílovec geholt wurden, nur die älteste Glocke blieb hängen. Bei den nächsten Reparaturarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sog. „Schwedische Kugeln“ in die Wände des Turms eingesetzt. Dazu die Jahreszahl 1657, die das Jahr symbolisiert, in dem sich die Stadt von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges langsam zu erholen begann, sowie die Jahreszahl 1945, in Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Der heutige Turm ist 50,67 m hoch und verfügt über insgesamt 4 Glocken mit einem Gesamtgewicht von 3337 kg. Die älteste und mit 1650 kg auch die schwerste Glocke ist der hl. Jakob und der hl. Nikolaus. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und war im Jahre 1850 umgeschmolzen worden. Der Schlagton der Glocke ist D, sie trägt die Aufschrift: „Heiliger Jakob der Ältere und heiliger Nikolaus, Bekenner und Bischof, mögen sie Bílovec sorgsam beschützen“.

Die anderen drei Glocken sind Geschenke von Bürgern aus Bílovec – genauer gesagt Fürsten, den Cousins P. Ernest und Adolf Kretschmer – und wurden 1991 im deutschen Passau bei der Firma Perner gegossen.

Die 913 kg schwere Heiligkreuz-Glocke trägt die Aufschrift „Jesus Christus, unser Erlöser, schenk uns Frieden“. Der Schlagton der Glocke ist die F-dur-Oktave.
Die 485 kg schwere Glocke ist der Muttergottes geweiht, der Schlagton ist a-Moll, die Aufschrift lautet: Heilige Maria, unsere teuerste Mutter, bitte für uns.

Die mit 289 kg kleinste Glocke ist der hl. Hedwig der hl. Barbara geweiht, der Schlagton der Glocke ist C, die Aufschrift lautet: „Heilige Hedwig und heilige Barbara, bringt uns allen Hilfe“.

Der untere Teil des Turmes ist der Eingangsbereich zur Orgel. In den Haupteingang der Kirche wurde wieder die Gedenktafel für die Opfer des Ersten Weltkrieges (1914-1918) aus dem Jahre 1931 angebracht. An der Außenwand ist eine Gedenktafel in Erinnerung an den aus Bílovec stammenden Maler F.I.Leicher angebracht.

Bei der letzten Runderneuerung des Kirchturms in den Jahren 2012/13 fand man im Turm Gedenkeintragungen, die im Jahre 1925 hinterlegt worden waren. Gleichzeitig hinterlegte man im Turm nun seinerseits wieder neue Gedenkeinträge. Die mit der Runderneuerung verbundenen Kosten (5 Mio. CZK) wurden überwiegend aus Mitteln des Regionalen Operationsprogramms gedeckt.

Quellen
E. Jelonek-Unser Stadt-Kirchtum (Wagstädter Bezirkszeitung 1925, Nr. 31) Z. Kuchta, Stadtchronist, Chronik der Stadt Bílovec, X. Teil.

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